Fachveranstaltung
Umgang mit Betrugsstraftäter:innen
Dienstag, 08. Oktober 2024, 13.00 Uhr bis ca. 17.00 Uhr
Vortrag von Frau Dr. Helga Ihm
____________________________________________________________________________
Frau Dr. Helga Ihm ist eine renommierte Kriminalpsychologin mit einschlägiger Berufserfahrung und zahlreichen Publikationen. Sie unterstützt in sensiblen und komplexen Ermittlungen und berät in Fällen von Risiko- und Bedrohungsanalysen. In Fällen von Betrugsdelikten und Manipulation schult sie den Umgang mit Betrügern.
_____________________________________________________________________________
Der Beitrag unterstützt die Arbeit der Bewährungs- und Straffälligenhilfe im Umgang mit Betrugstätern. Der gesetzliche Rahmen fordert beispielsweise im Rahmen des § 57 Abs. 2 StGB, dass bei der Entscheidung zur Aussetzung des Strafrestes auf Bewährung bei zeitiger Freiheitsstrafe die Persönlichkeit der verurteilten Person, ihr Vorleben, die Umstände ihrer Tat, das Gewicht des bei einem Rückfall bedrohten Rechtsguts, das Verhalten der verurteilten Person im Vollzug, ihre Lebensverhältnisse und die Wirkungen, die von der Aussetzung auftreten können, zu berücksichtigen sind.
Dieser Gesetzestext impliziert Forderungen nach einer individuellen Analyse kriminogener Entwicklung. Somit tritt auch das Tatverhalten im Anlassdelikt in den Vordergrund, um Hinweise auf Tatmotive, Verhaltensbereitschaften und sozialen Bezüge herauszuarbeiten, um zukünftige riskante Handlungsfelder frühestmöglich zu erkennen. Um sich daher für einen professionellen und effektiven Umgang mit dieser Klientel vorzubereiten, wird es für die Mitarbeiter:innen der Bewährungs- und Straffälligenhilfe auch erforderlich, diese betrügerischen und manipulativen Strategien, die betrügerischen Verhaltensmuster, zu entschlüsseln und zu bewerten, um das potenzielle Rückfallrisiko zu erkennen, und folglich auch ein geeignetes Kontrollnetz im Sinne eines Risikomanagements etablieren zu können.
Nur wenige Delikte sind so entscheidend durch die soziale Interaktion geprägt wie die der Betrugsdelinquenz. Die Täter, gleich ob männlich oder weiblich, müssen einen sehr genauen Blick für die Belange und Interessen, aber auch Schwachpunkte und Ängste von Menschen und Institutionen haben. Dieses Verhalten zeigen sie nicht nur im Zuge ihrer Straftaten, sondern führen ihr betrügerisches Verhaltensmuster auch im alltäglichen Umgang fort. Diese dem Täter innewohnende Energie kann sich auch im Kontext der Bewährungs- und Straffälligenhilfe offenbaren, denn sie können sich auch schnell vordergründig an die Gegebenheiten anpassen und über ihr kriminelles Potenzial hinwegtäuschen. Kriminalpsychologische Kenntnisse über die Bedeutung von Situations- und Persönlichkeitskomponenten für den Modus der Betrugsausführung sollen die Vorbereitung dieser zum Teil schwierigen Gesprächssituationen unterstützen.